Frauen werden schlechter bezahlt, haben nachwuchsbedingte Ausfallzeiten bei ihrem Einkommen und sind deshalb stärker von Altersarmut bedroht als Männer. Für sie ist es besonders wichtig, sich mit dem Thema Altersvorsorge frühzeitig auseinanderzusetzen.
Die Fakten und Daten sprechen für sich: Laut einer Untersuchung der Universitäten Mannheim und Tilburg im Auftrag von Fidelity International erhalten Frauen in Deutschland 26 Prozent weniger gesetzliche Rente als Männer. Gleichzeitig legen sie wegen höherer Erwerbsausfallzeiten und weil sie oft weniger verdienen als Männer im gleichen Beruf weniger auf die Seite. Das bestätigt eine Umfrage des Bankenverbandes: Während ein Drittel der Männer im Monat über 200 Euro spart, ist es bei Frauen nur ein Fünftel. Kein Wunder, dass Frauen über 65 Jahre als stärker armutsgefährdet gelten als gleichaltrige Männer.
Dazu kommt, dass Frauen länger leben und zum Teil die Tendenz haben, sich beim Thema Altersvorsorge auf den Mann zu verlassen. Gerade Letzteres hat seine Tücken. Die Praxis nämlich zeigt, dass viele Frauen unterschätzen, dass nach dem Tod des Ehepartners die Witwenrente bei meist gleich hohen Lebenshaltungskosten, wie zum Beispiel bei den Unterhaltskosten für die selbstgenutzte Immobilie, in der Regel nur bei 60 Prozent der ursprünglichen Bezüge liegen.
Durch Unwissenheit kann es also schnell zu unangenehmen Überraschungen kommen. Dass das künftig mehr Frauen betreffen wird, skizziert eine Studie der Bertelsmann Stiftung: Demnach wird der Anteil der 67jährigen alleinstehenden Frauen, bei denen das Einkommen nicht zum Leben reicht und die von staatlichen Leistungen abhängig sind, von 16,2 Prozent in 2016 auf 27,8 Prozent in 2036 steigen. Frauen sollten deshalb dringend handeln und sich so schnell wie möglich mit dem Thema der eigenen Altersvorsorge auseinandersetzen.
Positiv ist, dass der Anteil der Frauen, der sich bei Finanzfragen fit fühlt, genauso hoch ist wie beim anderen Geschlecht. Sie haben damit die Grundvoraussetzung, um selbst und unabhängig von anderen Familienangehörigen ihre Altersvorsorge selbstständig aufzusetzen. Jedoch sind Frauen im Durchschnitt weniger risikofreudig. Während 27 Prozent der Männer Aktien oder andere Wertpapiere besitzen, sind es bei Frauen nur 18 Prozent.
Sichere Zinsanlagen sind im aktuellen Umfeld aber der falsche Weg, weil Anleger so reale Verluste machen, aber keine Rendite erzielen.
Im aktuellen Umfeld ist es für jeden Anleger und jede Anlegerin deshalb entscheidend, sich für Anlagen mit höherem Renditepotenzial wie Aktien zu öffnen. Hier könnten Frauen ihre geringere Risikoneigung dann sogar zugutekommen. Während Männer eher zur Selbstüberschätzung neigen, ist eine risikoaverse und vorsichtige Vorgehensweise, die dazu auf den langfristigen Horizont ausgerichtet ist, eher von Erfolg gekrönt.
Ganz einfach ist es aber nicht, zu einer individuell passenden Altersvorsorge zu kommen. Zudem gilt es bei der Finanzplanung Aspekte wie das sonstige Vermögen, bestehende Versicherungen oder einschneidende Veränderungen im Leben wie Scheidung oder der Verlust des Arbeitsplatzes zu berücksichtigen.